Gemeinsam

gegen Tiertreansporte

©Kelly Guerin / We Animals Media

KEIN EXPORT VON TIERLEID

Offene Briefe an Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir

Selbst die Politik bezeichnet aktuell 17 Länder als Hochrisikostaaten für den Tierschutz. Dennoch transportiert die EU pro Jahr über 210 Millionen sogenannte Nutztiere in Drittstaaten, darunter auch Tiere aus Deutschland. Über die grausamen Tötungsmethoden hinaus, die die Tiere in vielen Zielländern erwarten, stellen bereits die langen Transporte dorthin ein Martyrium dar. So werden Rinder und Schafe tage- oder wochenlang über das Mittelmeer transportiert – zumeist auf schrottreifen Frachtern, die für den Güterverkehr bereits ausgemustert wurden. Schätzungen nach erliegen rund fünf Millionen Tiere pro Jahr unterwegs den prekären Bedingungen der Transporte, die mit nichts zu rechtfertigen sind. Fordern Sie jetzt gemeinsam mit uns ein Verbot des Transports lebender Tiere in Drittstaaten.

EU-Tierschutzpaket

Im September 2023 äußerte der bmt gemeinsam mit anderen Tierschutzorganisationen öffentlich seine Bedenken, ob die EU-Kommission Wort hält und das zugesagte Tierschutzpaket zeitnah umsetzt. Die Verbände forderten den Bundeslandwirtschaftsminister auf, die EU an ihr Versprechen zu erinnern und sich auf EU-Ebene für den Schutz der Tiere stark zu machen, die auf Transporten erheblichem Leid ausgesetzt sind.

Nationales Exportverbot

Solange die EU zögert, den Transport lebender Tiere in Drittstaaten zu untersagen, muss Deutschland mit einem nationalen Exportverbot als Vorbild in Europa vorangehen. Der bmt fordert in einem Offenen Brief Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir auf, alle rechtlichen Mittel auszuschöpfen, um das Leid der Tiere auf diesen langen Transporten endlich zu beenden.

AKTION: GRÜSSE AUS DEM MITTELMEER

Drei Jahrzehnte nach Bekanntwerden der Missstände sind die Tiere bei Transporten noch immer der Willkür ausgesetzt, sobald sie die EU-Grenzen passieren. Helfen Sie uns dabei, ihr Schicksal auf dem politischen Parkett nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Unterstützen Sie unsere Forderung nach einem Exportverbot lebender Tiere in Drittländer, indem Sie Cem Özdemir einen Gruß aus dem Mittelmeer zukommen lassen. Einfach ausdrucken, unterzeichnen, frankieren und absenden.

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MITZEICHNUNGSFRIST BEENDET: PETITION AN 
DEN DEUTSCHEN BUNDESTAG

Verbot des Transports nicht-entwöhnter Kälber

In Deutschland und der EU werden Kälber kurz nach der Geburt vom Muttertier getrennt und wenig später transportiert. In der EU ist der Transport bereits ab einem Alter von 14 Tagen erlaubt, in Deutschland ab 28 Tagen. Zu diesem Zeitpunkt ist das Immunsystem noch nicht ausgereift und die Jungtiere sind mehrmals täglich auf angewärmte Milchnahrung angewiesen. Obwohl keine Transportfahrzeuge existieren, die diese spezielle Ernährung ermöglichen, werden die Tiere bereits im Säuglingsalter – hungrig und noch anfällig für Krankheiten – quer durch Europa transportiert. Deshalb sind diese Transporte nicht mit dem EU-Recht vereinbar. Dennoch passieren pro Jahr durchschnittlich 1,4 Millionen Kälber eine EU-Grenze, für 580.000 von ihnen dauert der Transport länger als acht Stunden.

Mit der Petition (ID 155722) wurde gefordert: Der Deutsche Bundestag möge beschließen, den Transport nicht-entwöhnter Kälber zu untersagen.

©Andrew Skowron / We Animals Media

Begründung

In der landwirtschaftlichen Tierhaltung werden Kälber üblicherweise kurz nach der Geburt vom Muttertier getrennt und wenig später transportiert. Zu dem Zeitpunkt ist weder ihr Immunsytem ausgereift noch sind sie entwöhnt. Eine Fütterung mit Milchnahrung ist in den Fahrzeugen technisch nicht möglich. Der Transport nicht-entwöhnter Kälber ist demnach mit hohen Belastungen verbunden und gefährdet das Tierwohl erheblich.

In Deutschland dürfen gemäß der nationalen Tierschutztransportverordnung Kälber innerstaatlich ab dem Alter von 28 Tagen befördert werden. Begründet wurde dieses im Vergleich zum europäischen Tiertransportrecht seit Januar 2023 etwas heraufgesetzte Mindestalter damit, dass sich das Immunsystem des Kalbes nach der Geburt erst entwickeln müsse und in der 3. bis 4. Lebenswoche noch kein ausreichender Immunschutz (immunologische Lücke) gegeben sei. Diese Immunschwäche stellt eine „physiologische Schwäche“ im Sinne der europäischen Tiertransportverordnung (VO (EG) Nr. 1/2005; hier: Anhang 1 Kap. 1 Nr. 1) dar. Die Tiere gelten somit auch rechtlich in diesem Lebensabschnitt als nicht transportfähig.

Allerdings ist auch das in Deutschland erlaubte Mindestalter deutlich zu früh angesetzt. Veterinärmedizinische Untersuchungen bestätigen übereinstimmend, dass die immunologische Lücke bei Kälbern frühestens in der 8. Lebenswoche geschlossen wird und der Großteil der Kälber erst ab der 12. Lebenswoche über eine ausreichende Immunität verfügt.

Der Transport jüngerer Tiere birgt erhebliche Risiken. Kälber von Milchkühen werden üblicherweise von Viehhändlern zu Sammelstellen und von dort aus weitertransportiert. Dort kommen sie in Kontakt mit Kälbern anderer Betriebe. Da die Tiere noch kein hinreichendes Immunsystem besitzen, impliziert dieser Kontakt Belastungen und Risiken.

Bei langen Transporten kommt ein technisches Problem hinzu. Eine Fütterung mit der benötigten angewärmten Milchnahrung ist in den Transportfahrzeugen nicht möglich. Die Tiere haben ein spezielles Saugverhalten, das die Ausstattung der Fahrzeuge nicht berücksichtigt. Um der Physiologie und den Verhaltensansprüchen der Kälber zu genügen, müsste ein „automatisches“ Versorgungssystem an Bord zur Verfügung stehen, das den zweiphasigen Saugakt ermöglicht, wie es die europäische Tiertransportverordnung fordert. Die häufig in Transportfahrzeugen vorzufindenden Wassertränken werden den Ansprüchen nicht-
entwöhnter Kälber auf langen Transporten nicht gerecht. Zudem droht die Gefahr der Wasserintoxikation. Auch das Tränken der Tiere mit Elektrolytlösung kann aufgrund des Nährstoffgehalts nicht als Fütterung
gewertet werden. Somit ist eine artgemäße Fütterung der Kälber auf den Transportfahrzeugen aktuell nicht möglich.

Der Transport nicht-entwöhnter Kälber ist mit dem EU-Recht unvereinbar. Die Kälber leiden während des Transportvorgangs Durst und Hunger. Kälber sollten frühestens transportiert werden dürfen, wenn sie entwöhnt sind.

WEITERES ENGAGEMENT DES bmt
GEGEN TIERTRANSPORTE

Klage gegen lange Kälbertransporte

Als für das Verbandsklagerecht anerkannte Tierschutzorganisation ist der bmt e.V. in Baden-Württemberg berechtigt, stellvertretend für die Tiere gegen Missstände und Rechtsverstöße vorzugehen und gegen diese notfalls zu klagen. So hat der bmt im November 2021 eine Verpflichtungsklage gegen das Land Baden-Württemberg eingereicht, lange Transporte nicht abgesetzter Kälber von Bad Waldsee zu untersagen. Diese Transporte verstoßen unter anderem deshalb gegen die EU-Tiertransportverordnung, da die noch auf Milchnahrung angewiesenen Kälber in den derzeit existenten Fahrzeugen unterwegs nicht gefüttert werden können.

Allein im Zeitraum von Januar bis Oktober 2021 wurden ab Bad Waldsee in Baden-Württemberg etwa 8.000 Kälbertransporte nach Spanien genehmigt. Diese Fahrten dauern in der Regel bis zu 29 Stunden. Im Dezember 2022 wurde die Klage vor dem Verwaltungsgericht Sigmaringen mündlich behandelt und anschließend schriftlich aus formellen Gründen abgewiesen. Im Mai 2023 hat der bmt Berufung beim Verwaltungsgerichtshof Mannheim eingelegt.

Apelle an das BMEL

Als Bündnispartner im Bündnis Tierschutzpolitik setzt der bmt sich für deutliche Verbesserungen bei Tiertransporten ein. So hat das Bündnis im Mai 2022 Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir aufgefordert, Tiertransporte in Drittländer zu beenden, insbesondere in Hochrisikostaaten. Im März 2023 hat das Bündnis diese Forderungen an den Bundesminister erneuert. In dem Schreiben haben die Bündnispartner darauf hingewiesen, dass der Entzug der Veterinärzertifikate für ebensolche Transporte durch das Bundeslandwirtschaftsministerium zwar ein richtiger Schritt ist, dieser Entzug aber derartige Transporte nicht verhindern wird.

Auf die massiven Defizite im Tiertransportrecht haben wir bereits im März 2021 hingewiesen, in einer umfassenden Stellungnahme zum Entwurf des Erlasses „Handbuch Tiertransporte“ des Ministeriums für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg.

Politische Arbeit

Im Rahmen der politischen Arbeit setzt der bmt e.V. sich für eine Verbesserung der Lebensbedingungen der Tiere in unserer Gesellschaft ein. Mit dem Referat Wissenschaft & TIerschutzpolitik ist der bmt bundesweit in Gremien, Arbeitsgruppen und Beiräten vertreten und gestaltet so die Zukunft der Tiere aktiv mit. Dort kann der Verein beraten, frühzeitig an der Verbesserung von Rechtsvorschriften mitwirken und auch eigene Anliegen vorbringen und so auf Probleme aufmerksam machen. Basis für diese politische Arbeit sind fachlich wie ethisch belastbare Grundlagen, eigene Erfahrungen aus dem praktischen Tierschutz und der sachlich-konstruktive Dialog mit Behörden und politisch Verantwortlichen.

©Jo-Anne McArthur / We Animals Media

Jetzt aktiv werden. So helfen Sie mit, Lebendtiertransporte zu stoppen

Jede Einzelperson kann mit dem eigenen Handeln dazu beitragen, die Welt jeden Tag ein Stück weit zu verändern. Je mehr Menschen sich engagieren, desto mehr können wir gemeinsam bewirken. Helfen auch Sie mit, Lebendtiertransporte zu stoppen.

Mitmenschen informieren

Nur wer um Missstände weiß, kann sich dagegen einsetzen. Sprechen Sie mit anderen über Tiertransporte und klären Sie die Menschen in Ihrem Umfeld über die Probleme auf. Zum Beispiel, indem Sie den Link zu dieser Webseite teilen.

Den Tieren eine Stimme geben

Lassen Sie politische Entscheiderinnen und Entscheider wissen, dass Sie mit der aktuellen Praxis nicht einverstanden sind und unterstützen Sie Petitionen und Aktionen gegen Tiertransporte.

Auf fleischlose Alternativen setzen

Reduzieren Sie Ihren Fleischkonsum und setzen Sie stattdessen auf pflanzliche Alternativen, um Tierleid zu reduzieren. Das ist dank der riesigen Auswahl an Produkten und vegetarischen Kochbüchern kinderleicht.

Milchprodukte reduzieren

Der Kauf von Milchprodukten trägt unter anderem dazu bei, dass mehr Kälber in die Welt gesetzt als im Inland aufgezogen werden. Greifen Sie stattdessen lieber zu Pflanzenmilch und pflanzlichen Milchproduktalternativen.

Regional einkaufen

Wenn Sie dennoch tierische Produkte kaufen, achten Sie darauf, dass diese aus der Region und aus biologischer Landwirtschaft stammen. Fragen Sie auch im Restaurant nach der Herkunft der verarbeiteten Produkte.

Veganes Leder

Für Leder werden nicht nur Tiere getötet; es ist zudem meist kaum nachvollziehbar, woher das Tier stammt. Wie für Fleisch und Milch existieren auch hier zahlreiche tierfreundliche Alternativen.
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Alle drei Sekunden landet in deutschen Haushalten ein Tier im Müll

Tiere gehören nicht in die Tonne

Fast neun Millionen Tiere landen umgerechnet jährlich im Müll. Kaufen Sie nur so viele Lebensmittel, wie Sie auch verbrauchen. Denn Lebensmittel gehören nicht in die Tonne; insbesondere keine, für die Tiere getötet wurden.
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Neben dem Müll in Privathaushalten (gr. Grafik) entstehen auch bei der Schlachtung und im Einzelhandel große Mengen an Abfall (oben links). Lediglich 60 Prozent eines in Deutschland geschlachteten Schweins werden hierzulande als Wurst oder Fleisch verkauft. Im Handel werden abgelaufene oder auch noch verzehrbare, aber nicht verkaufte Fleischwaren weggeschmissen. So landet ein beachtlicher Teil der weltweit 72 Milliarden Landtiere – und 1,2 Billionen Meerestiere –, die jedes Jahr für den Verzehr getötet werden, nie auf den Tellern, sondern im Müll.