Kälbertransporte
Der Weg der überschüssigen Kälber
Ohne Kälber keine Milch. Jedoch haben die Tiere mit der Geburt bereits ihren Zweck in der Milchwirtschaft erfüllt. Schon vor der Entwöhnung erwartet die Kälber der erste Transport. Für viele von ihnen endet die Odyssee Tausende Kilometer entfernt.
Kälber als Überschuss der Produktion
Trennung von der Mutterkuh
Kurz nach der Geburt werden Muttertier und Kalb, die sonst eine enge Bindung pflegen würden, voneinander getrennt – ein traumatisches Ereignis für beide Seiten. Die Kuh wird gemolken und das Kalb in den folgenden Wochen mit angewärmtem Milchaustauscher ernährt. Im Anschluss wird die Menge an Milchaustauscher für die Umstellung auf Raufutter schrittweise reduziert. Bis die Umstellung erfolgt ist, bleibt das Kalb auf die spezielle Flüssignahrung angewiesen. Auch die sogenannte immunologische Lücke, die es anfällig für Krankheiten macht, schließt sich erst im Alter von acht bis zwölf Wochen.
Transportfahrzeuge für Kälber ungeeignet
Ein Transport von jüngeren Tieren birgt große Gefahren für das nicht ausgereifte Immunsystem und macht mehrmals täglich eine Versorgung mit angewärmtem Milchaustauscher notwendig. Doch dies ist während der Fahrt schlichtweg technisch nicht vorgesehen.
Es existieren keine Transportfahrzeuge, die über eine entsprechende Tränkanlage zur Ernährung von jungen Kälbern und Lämmern verfügen. Da die verbauten Wassertränken nicht für Milchaustauscher geeignet sind, können die hochsensiblen Tiere an Bord der Transporter höchstens mit Wasser oder Elektrolytelösung ihren Durst stillen.
Kälbertransporte in der EU
Auf dem Seeweg in Tierschutz-Hochrisikostaaten
Viele der Tiere werden, teils über Umwege, nach Spanien verbracht, dem Zentrum für Kälbermast in Europa und zugleich Großexporteur von Jungbullen in Drittstaaten. Nach mehrmonatiger Mast werden die Tiere im Alter von knapp einem Jahr als Jungbullen gehandelt. Diese werden aus Spanien in großer Zahl in Drittstaaten exportiert. Im Jahr 2021 importierte Spanien rund 22.400 Rinder aus Deutschland und exportierte im selben Jahr über 183.000 Rinder in Drittstaaten wie Algerien, Libyen, Marokko, Saudi-Arabien und in den Libanon. So werden auch Tiere, die ursprünglich aus Deutschland stammen, in Tierschutz-Hochrisikostaaten verbracht. Dass Rinder aus Deutschland Langstrecken- und Schiffstransporten ausgesetzt sind und am Ziel unter grausamen Bedingungen getötet werden, ist also nicht allein der Erzeugung von Fleisch und Leder geschuldet, sondern steht auch in unmittelbarem Zusammenhang mit dem hohen Milchkonsum.